Es gibt auf dem Trainingsmarkt reichlich Angebote für die Teamentwicklung. Bedauerlich finde ich allerdings, dass nicht alle Angebote für ein Team wirklich sinnvoll sind. Zumindest nicht ohne eine gewisse Vorarbeit.
Beispiel Teamentwicklung im Kletterpark. Hier geht es darum, sich aufeinander verlassen zu können. Vor allem körperliche Nähe durch Unterstützung beim Klettern auf den Baum oder am Seil ist gewünscht und wird eingefordert. Aber nicht jeder mag diese körperliche Nähe oder das Gefühl, sich auf andere verlassen zu müssen. Die erste Reaktion ist Abwehr, verbunden mit oft endlosen Diskussionen.
Teamwork - ein Wort zwei Überzeugungen
Für mehr Praxisrelevanz vergleiche ich in meinem Beispiel Timo (35 Jahre), den echten Teamplayer, mit Alina (26), einer Einzelgängerin. Timo sagt: "Teamwork ist für mich, wenn sich mehrere Kollegen zur Lösung einer Aufgabe zusammentun, stets miteinander arbeiten und alle Aufgaben gemeinsam in der Gruppe lösen.“
Er hat in der Regel wenig Probleme, sich im Kletterpark auf alle anderen Teammitglieder einzulassen.
Alina sagt: „Teamwork ist für mich, wenn mehrere Kollegen unabhängig voneinander an Teilaufgaben eines Gesamtprojekts arbeiten und das Ergebnis final zusammensetzen.“
Sie überlegt sich schon bei der Vorstellung der Aufgabe im Kletterpark, welche Funktion sie einnehmen kann, um die anderen auf Abstand zu halten. BITTE nur nicht zuviel Nähe.
Aus meiner Sicht ist sowohl die Aussage und das daraus resultierende Verhalten von Timo als auch von Alina richtig, sie sind einfach nur … anders! Diese Andersartigkeit ist gut, ja sogar zwingend erforderlich für ein erfolgreich agierendes Team. Im beruflichen Alltag wird die unterschiedliche Sozialkompetenz jedoch als störend empfunden.
Gelungener Transfer in den Arbeitsalltag
Dadurch rücken fachliche Kompetenzen und nachgewiesene Expertisen in den Hintergrund, die Unterschiede in den Persönlichkeitsstrukturen stehen im Fokus:
Stellen Sie sich vor, ein Team aus vielen "echten" Teamplayern wie Timo, wird ergänzt mit einer Einzelkämpferin wie Alina. Gefühlt ist sie die Außerirdische, weil sie grundsätzlich anders an die Arbeit heran geht. Die Fremdwahrnehmung ihrer Kollegen? Sie finden Alina arrogant und bemängeln fehlende Absprache und ihre Alleingänge.
Stellen Sie sich nun vor, Timo beginnt seinen neuen Job in einem Team bestehend aus vielen Einzelkämpfern wie Alina. Jetzt ist er es, der sich wie der Außerirdischer fühlt! Fremdwahrnehmung: Timos Teamkollegen empfinden ihn zu wenig privat und stellen fest, dass er nichts allein umsetzen kann.
Zeit für einen bewußten Perspektivwechsel
Werden die Standpunkte durch Kennenlernen gegensätzlicher Wertewelten bewertungsfrei vermittelt, ergibt sich ein anderes Bild im gesamten Team. Die Erkenntnis und das Verständnis für die zwei Wertewelten - hier am Beispiel Teamfähigkeit - führen dazu, dass die Aufgaben für und im Team neu geregelt werden können. Ohne lange Diskussionen aller Beteiligten, mit entsprechendem Respekt und Toleranz.
Fazit
Fehlt die Reflexion, zeigt die Realität, dass ein Team ohne Wissen um Wertewelten in die Falle läuft. Die Zusammen-arbeit ist schwierig, Konflikte und Streitigkeiten in allen Facetten zeichnen sich ab. In Unternehmen kann es im realen Arbeitsalltag - bedingt durch Differenzen in sozialer Kompetenz - schleichend zu hoher Fluktuation und erhöhten Ausfallzeiten kommen. Im schlimmsten Fall zu psychischen Belastungen mit noch schwerwiegenderen Folgen. Letztendlich hat jede dieser Entwicklungen negativen Einfluss auf den Unternehmenserfolg.
Abschließend, vor dem aktuellen Hintergrund der Corona Pandemie, eine Frage an Sie: Was denken Sie, kann Alina im HomeOffice produktiver arbeiten oder Timo? Ich freue mich auf Ihre Antworten und Kommentare.
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